Als ich kleiner war …

Sehnsucht nach Familie

Als ich kleiner war, musste mir meine Mutter jeden
Abend vor dem Einschlafen versichern, dass sie am
nächsten Morgen noch da sein würde. Oft holt mich die
Angst noch heute ein. Eine Angst, die denke ich jeder
Mensch mit sich trägt. Die Leute, die „zu Hause“
bedeuten, zu verlieren. Abdo lebt diese Angst jeden Tag.
Ich kenne Abdo seit einem Jahr. Mittlerweile ist er ein
guter Freund von mir geworden. Wir haben uns bei den
Proben zu einem gemeinsamen Theaterprojekt am
Deutschen Theater kennengelernt.

abdo2-dt  Foto: Eike Walkenhorst

Abdo war einer der
Menschen, die sofort ins Auge fallen. Er hat sich jedem
Thema und Menschen mit Offenheit und Sensibilität
gewidmet und dabei sein ganzes Herz gegeben.
Eigentlich immer ein Lächeln auf den Lippen und vor
allem unglaublich viel Energie und Humor. Fast, als
wäre alles normal.
Manchmal gab es die Momente, in denen plötzlich die
Angst und der Schmerz durchgeschimmert sind und er
sehr ehrlich über seine Geschichte geredet hat. Halb
lachend, halb weinend. Zum Beispiel, als seine kleine
Schwester geboren wurde und er uns voller Stolz ihr
Foto zeigte. Ich wünsche mir, dass Abdo Momente wie
diesen, mit seiner Familie teilen kann und ich
unterstütze ihn hierbei, weil ich mir wünsche, dass er
nicht eine unüberbrückbare Distanz zwischen sich und
seiner Familie spürt und mit der Angst leben muss, sie
zu verlieren.
Ria

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